Deutschlandpremiere: „Kamerun – Autopsie einer Unabhängigkeit“ (OmU) – Ein Dokumentarfilm über den geheimen Kolonialkrieg Frankreichs in Kamerun

Am Donnerstag, 9. Dezember 2010 um 20 Uhr lädt AfricAvenir zur Deutschlandpremiere des Dokumentarfilms „Kamerun – Autopsie einer Unabhängigkeit“ von Valérie Osouf und Gaelle Le Roy ins Hackesche Höfe Kino. Der Film ist ein Meilenstein in der Aufarbeitung eines der brutalsten Kapitel der französischen Kolonialgeschichte, dem geheimen Krieg gegen die Unabhängigkeitsbewegung und –partei UPC, der 1/10 der kamerunischen Bevölkerung das Leben kostete. Zum ersten Mal äußern sich Zeitzeug/innen beider Seiten ausführlich zu den Ereignissen dieses Kolonialkriegs, dessen Archivmaterial in Frankreich noch 120 Jahre als Staatsgeheimnis deklariert ist.

AfricAvenir hat in Kooperation mit subtext-berlin die Untertitelung des Films realisiert und präsentiert die Deutschlandpremiere in Anwesenheit der Regisseurin Valérie Osouf am Donnerstag, 9. Dezember 2010, 20 Uhr im Hackesche Höfe Kino in Berlin.

Synopsis
Vom Kalten Krieg legitimiert und durch die „Ereignisse“ in Algerien und Indochina verdrängt, fand in Kamerun zwischen 1955 und 1970 ein geheimer Krieg statt. Kamerun ist für Frankreich ein unumgänglicher strategischer Stützpunkt im Golf von Guinea, von dem Frankreichs Unabhängigkeit im Bergbau sowie im Energiebereich abhängt.

Schon zurzeit der „Unabhängigkeit“ war es De Gaulles Ziel, Frankreichs Erdöl-Importe unter allen Umständen zu sichern. Schon früh erkannte er die Wichtigkeit von Erdölvorkommen, die sich nicht bereits unter angelsächsischer Kontrolle befanden. Seit dieser Zeit hat Frankreich immer versucht, Kamerun um jeden Preis zu kontrollieren, auch wenn dies die Vernichtung großer Teile der kamerunischen Bevölkerung und die quasi Ausrottung der ersten afrikanischen und frankophonen Partei Kameruns (UPC – „Union des populations du Cameroun“, „Union der Völker Kameruns“) bedeutete.

Zunächst von Frankreichs Spezialkommandos geführt, die bereits in Indochina und Algerien im Einsatz waren, und später von der Armee des mittlerweile „un-abhängigen“ Kamerun (mit massiver Unterstützung der französischen Armee) fortgesetzt, ist dieser Krieg durch eine bis dahin nicht gekannte Brutalität gekennzeichnet. Massenerschießungen, Bombardierungen, Abriegelungen, Taktik der „verbrannten Erde“, sog. Regruppierungscamps und Einsatz von Napalm haben 1/10 der kamerunischen Bevölkerung – mehrere hunderttausend Opfer! – aus dem Süden und Westen des Landes das Leben gekostet.

Seit 1948 hat die vom französischen Staat geleitete Repression sich die im selben Jahr gegründete UPC als Zielscheibe genommen. Dieser sog „antiterroristische Kampf“ verbreitet sich sehr bald auch auf die Zivilbevölkerung.

1955 wird die UPC verboten und am 13. November 1958, nur wenige Monate nach dem ersten Erdölfund an der Küste, wird ihr Präsident, Ruben Um Nyobé, ermordet.

Am 4. November 1961 wird sein Nachfolger an der Spitze der UPC, Felix Moumié, von William Bechtel, einem Agenten des Service de Documentation Extérieur et de Contre-Espionage (SDECE), in Genf vergiftet.

Es folgen 20 Jahre Terrorherrschaft, welche gleichzeitig die Blütezeit der nebulösen Machenschaften der sog. "Françafrique", zwischen dem Konzern Elf, dem Élysée Palast, Söldnern und afrikanischen Staatschefs symbolisieren.

Am 15. Januar 1971 schließlich wird auch Ernest Ouandié, der Nachfolger Moumiés an der Spitze der UPC, nach einem Scheinprozess, zu dem seine Anwälte der kommunistischen Partei Frankreichs nicht zugelassen waren, öffentlich hingerichtet.

In „Kamerun – Autopsie einer Unabhängigkeit“ liefern Historiker, Aktivisten, Politiker und Überlebende ihre Version dieses verlorenen Befreiungskrieges.

Regisseurin
Valérie Osouf hat sich im Vorfeld ihres Films lange und intensiv mit der Zeit der Unabhängigkeit Kameruns beschäftigt. Mit den Filmemachern Alain Gomis und Newton Aduaka gründete sie die Produktionsfirma Granit Films (http://www.granitfilms.com) und plant mehrere Spiel- und Dokumentarfilme. Zurzeit dreht Osouf einen Dokumentarfilm über Ausländer/innen in französischen Gefängnissen.

Pressestimmen
"Die wahre Bilanz des Kolonialismus beginnt!" Les Inrockuptibles

"Der Verdienst dieses extrem pädagogischen Films ist, ein verdrängtes Kapitel der Geschichte zu thematisieren, über das kaum Archivmaterial existiert. Die Regisseurinnen setzen auf die Kraft der Erinnerung sowie auf eine didaktische Neubewertung dieser ereignisreichen Jahre." Télérama

"Sehr lehrreich und vollständig enthüllt diese Reportage die wichtigsten Ereignisse der kamerunischen Unabhängigkeit: z.B. wie Pierre Messmer, im Hintergrund, Schlüsselpersonen manipulierte und gleichzeitig all diejenigen beseitigen ließ, die seine Vision eines von Frankreich dominierten Kameruns widersprachen. (…) Mittels Zeitzeugeninterviews beider Lager entdeckt man viele der bis heute vertuschten Tatsachen unserer Geschichte, v.a. der Einsatz von Napalm im Westen Kameruns, dem Zentrum des bewaffneten Widerstands (…) Ein Dokumentarfilm, den man gesehen haben muss, um mehr über eine der wichtigsten Perioden der kamerunischen Geschichte zu erfahren!" Nkwayep Mbouguen, Bonaberi.com

"Am Bildschirm wird uns ein Stück unserer Geschichte erzählt (…) Die Regisseurinnen haben sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt, indem sie Zeitzeug/innen dieser Geschichte sowie Experten interviewten. Großen Dank diesen beiden Filmemacherinnen für diese exzellente Arbeit über ein bisher unbearbeitetes Thema." Sanaga Pérégrinationsn|+| zur Website des Films

Kamerun – Autopsie einer Unabhängigkeit
R: Valérie Osouf & Gaëlle Le Roy; F 2008; 54 Min; OmU
Ort: Hackesche Höfe Kino, Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin

Kartenreservierung und Filmauskunft: (030)283 46 03
S Hackescher Markt, U Rosenthaler Platz
Eintritt: 7,50€, Ermäßigungen über Berlinpass, Gildepass und Heavy User Card (Weitere Informationen: http://www.hoefekino.de/preise-und-rabatte)

Gefördert von InWEnt aus Mitteln des BMZ und von der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ).

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