„Hegel und das deutsche Afrikabild“ – Begegnung mit Prof. Eboussi Boulaga im Rahmen der Ausstellung „Who knows tomorrow“ am Sonntag, 6.6.2010 um 16 Uhr

Am Sonntag, den 6. Juni um 16 Uhr laden wir gemeinsam mit den Staatlichen Museen Berlin zu einer weiteren Veranstaltung mit Prof. Eboussi Boulaga zum Thema "Hegel und das deutsche Afrikabild – Zwischen Afro-Romantismus und Afro-Pessimismus" in die Friedrichswerdersche Kirche. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung "Who knows tomorrow" statt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehört neben Immanuel Kant und anderen zu den Philosophen, auf die sich Deutschland als „Land der Dichter und Denker“ bis heute positiv bezieht. In der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin sind Büsten und Statuen dieser Geistesgrößen ausgestellt.

Dieses "helle Licht der Aufklärung" verfinstert sich jedoch zusehends, wenn insbesondere in Hegels Werk die Sprache auf Afrika kommt. In seinen »Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte« widmet sich Georg Wilhelm Friedrich Hegel im Kapitel ‘Geographische Grundlage der Weltgeschichte’ dem afrikanischen Kontinent, dem er keinerlei Platz in der Weltgeschichte einräumt. Bis heute prägen die damals geschaffenen Vorurteile und Vorstellungen nachhaltig das Afrika-Bild vieler Deutscher und Europäer/innen.

Prof. Eboussi Boulaga wird kritisch in Hegels Werk einführen.

Sonntag, 6. Juni 2010, 16 Uhr
Friedrichswerdersche Kirche
Werderscher Markt (in der Nähe des Schlossplatzes)
10117 Berlin
U Hausvogteiplatz
nProf. Fabien Eboussi Boulaga
Prof. Fabien Eboussi Boulaga gehört zu den renommiertesten und wichtigsten zeitgenössischen Philosophen und Denker des afrikanischen Kontinents. Laut dem Literaturwissenschaftler Ambroise Kom hat Boulaga einen unermesslichen Beitrag im Bereich der Erforschung der afrikanischen Philosophie geleistet, eine grundlegende Debatte über die Rolle des Christentums in Afrika ausgelöst und innovative und originelle Denkanstöße zum Demokratisierungsprozess in Kamerun und dem afrikanischen Kontinent geliefert. Er ist ausgewiesener Hegel-Experte und hat über Hegels Werk eine Doktorarbeit geschrieben.

Prof. Fabien Eboussi Boulaga, 1934 in Bafia geboren, schließt sich nach seinem Abitur auf Wunsch seiner Eltern dem Jesuitenorden an. Zwischen 1957 und 1962 studiert er Philosophie und Literatur in Frankreich und lehrt anschließend bis 1964 am Collège Libermann in Douala die Fächer Englisch und Latein. Zwischen 1964 und 1968 macht er in Frankreich sowohl ein Doppel-Diplom in Theologie und Ethnologie als auch seinen Doktor in Philosophie.

Von 1969 bis 1972 ist er Studienleiter am Grand Séminaire de Nkol-Bisson, wo er Theologie lehrt. Auch lehrt er in dieser Zeit als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in den Niederlanden, in Ibadan (Nigeria), Baltimor (USA) und Kinshasa. Später (1978 bis 1984) geht er an die Universität von Abidjan (Elfenbeinküste). Es folgen Professuren an der Universität von Yaoundé (1984-1993) und an der Université catholique d’Afrique Centrale (1994-2004). 1998/99 ist er als Gastprofessor in Harvard, 2000 in Hamburg und 2003 in Lomé (Togo).

Bereits 1968 sorgt Prof. Boulaga durch seine kritischen Positionen gegenüber der christlichen Kirchen in Afrika für Aufsehen, z.B. in seinem Artikel „Bantou problématique“ (Der problematische Bantu, 1968). 1974 spricht er sich in seinem Pamphlet „La démission“ für den geordneten und vollständigen „Abzug“ aller christlichen Missionare aus Kamerun aus. 1980 tritt er schließlich offiziell aus dem Jesuitenorden mit der Begründung aus, er habe bereits 1969 seinen „Glauben verloren“. Sein Werk „Christianisme sans fétiche“ (Christentum ohne Fetisch, 1981) zeugt von einem tief greifenden Reflektionsprozess über die Glaubensfrage in Afrika.

Trotz seiner theoretischen Ausbildung in Philosophie und Theologie ist Prof. Boulaga sehr früh auch an der (politischen) Praxis interessiert. Von 1972 bis 1977 widmet er sich der Aktionsforschung und arbeitet eng mit Dorfinitiativen in Yorro zusammen. Seit 1987 ist er zeitweise als Trainer bei verschiedenen NGOs (Inades, Apica, Cipcre) und verschiedenen Menschenrechtsorganisationen (Fiacat, Gerddes) aktiv. Diese Arbeit veranlasst ihn, über politische Themen zu schreiben (Artikel, Broschüren, Wahlanleitungen und Bücher) und Wahlbeobachtung zu machen.nPublikationen (Auswahl) n

  • La crise du Muntu, Authenticité africaine et philosophie, Présence africaine, Paris, 1977 et 1997.
  • Christianisme sans fétiche, Présence africaine, Paris, 1981.
  • Christianity without fetishes, Orbis, New York , 1985.
  • A contretemps, L’enjeu de Dieu en Afrique, Karthala, Paris 1992.
  • Les conférences nationales en Afrique, Une affaire à suivre, Karthala, Paris, 1993.
  • La démocratie de transit au Cameroun, L’Harmattan, Paris, 1997.
  • Lignes de résistance, Éditions CLE, Yaoundé, 1999.
  • Christianity without fetishes, Lit Verlag, Germany , 2002
  • Le génocide rwandais – Les interrogations des intellectuels africains, (Sous dir.), Éditions CLE, Yaoundé, 2006.
  • La dialectique de la foi et de la raison (Sous la direction), éditions terroirs, Yaoundé, 319 pages, 2007.

n|+| weitere Informationen zur Ausstellung "WHO KNOWS TOMORROW"

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