Bericht über die „Nordphase“ des AfricAvenir-ASA-Projekts „Vergleich des Schulsystems zwischen Kamerun und Deutschland“

Mit einem Koffer voller Erfahrungen machen wir vier uns dieser Tage wieder auf in die unterschiedlichsten Himmelsrichtungen: Géraldine und Desiré fliegen zurück nach Kamerun, Farideh und Maike gehen zurück an ihre Studienorte, bevor ab Ende November die zweite Phase des Projekts in Douala, Kamerun anlaufen wird.nDank des ASA-Programms (nähere Informationen unter: www.asa-programm.de) sowie der tatkräftigen Vorbereitung und Unterstützung von AfricAvenir hatten wir in den letzten drei Monaten die einmalige Chance, als interkulturelles Team zusammen an einem Projekt zu arbeiten. Die Idee dazu entstand bei AfricAvenir in Douala und wurde schließlich ab Anfang April von uns Vieren stetig weiterentwickelt. Durch das ASA-Programm erhielten wir vor allem in Form von spannenden Seminaren zu entwicklungspolitischen Themen sowie finanziell große Unterstützung. Bei AfricAvenir hatten wir immer einen Arbeitsplatz im Büro und offene Ohren für inhaltliche sowie organisatorische Fragen. 
 
Begleitend wurde unser Projekt bei bei AfricAvenir durch zwei ASA-Seminare, durch die wir Unterstützung in der Methodik und Durchführung unseres Projekts erhielten.nWas ist  in den letzten drei Monaten passiert?
Neben der Tatsache, dass sich in dieser Zeit vier Menschen zusammengefunden haben, die miteinander arbeiteten, lebten, kochten, reisten, lachten und diskutierten, stand für unsere Arbeit die Zeit in den besuchten Schulen im Vordergrund. Dabei drehten sich all unsere Beobachtungen um eine große Frage:nInwiefern trägt das Bildungssystem dazu bei, dass Schüler_innen eine selbstbewusste eigene Identität entwickeln und verantwortlich in der Gesellschaft handeln können?nDer Antwort dieser auf diese Frage wollen wir uns sowohl in Deutschland/Berlin als auch in Kamerun/Douala in der jeweils dreimonatigen Projektphase auf vielfältige Weise nähern. Durch Hospitationen an verschiedenen Grund- und weiterführenden Schulen, sowie in drei Betrieben, bekamen wir vielseitige Einblicke in das deutsche Schulsystem und die Besonderheiten der dualen Ausbildung der Berufsschulen. Durch Fragebögen an Schüler_innen versuchten wir zudem, einzelne Stimmen einzufangen, die uns Perspektiven auf den eigenen Lebensraum (Schule/Berlin/Deutschland/Europa), sowie auf Afrika verdeutlichten. Die Auswertung der ca. 200 ausgefüllten Bögen wird vor allem spannend, wenn wir zum Vergleich mit Deutschland die Antworten der dortigen Schüler_innen erhalten.nFragebögen an die Lehrer_innen und unsere Auseinandersetzung mit Lehrplänen sowie dem Berliner Schulgesetz legten zudem eine wichtige Basis, um strukturelle Vergleiche zwischen dem kamerunischen und deutschen Schulsystem ziehen zu können. Dabei stellten wir vor allem fest, dass die Struktur hier sehr komplex und divers ist. Unterschiede zeigten sich nicht nur zwischen den verschiedenen Bundesländern sondern auch zwischen einzelnen Stadtvierteln. Nicht zuletzt entsprachen die Realitäten des Schulalltags auch nicht immer dem, was auf theoretischer Ebene festgelegt wurde. Einzelne Ansätze jedoch, die sich zumeist auf die vielen Berliner Schulreformen der letzten Jahre zurückführen lassen, waren für alle von uns eine größtenteils positive Überraschung im Vergleich zu eigenen Schulerfahrungen in Kamerun und Deutschland. So zum Beispiel die JÜL-Klassen (Jahrgangsübergreifendes Lernen) an Grundschulen oder Methoden des selbst-gesteuerten Lernens, welche uns in zahlreichen Klassenräumen begegneten. nEin dritter wichtiger Block unserer Arbeit war die Analyse von Lehrbüchern. Ausgehend von den Schulbüchern, die unsere Hospitationsschulen benutzen, konzentrierten wir uns auf Bücher der Fächer Geschichte, Politik, Englisch, Deutsch, Französisch, Geografie und Ethik. Im Hauptfokus stand hier die Frage nach der Formung der eigenen Identität sowie die Darstellung des „Anderen“, wobei Afrika für uns besonders interessant und wichtig war. Von dem überzeugten Gefühl als Schüler_in, dass in einem Schulbuch „eben die Wahrheit“ steht, ist dabei nicht viel übrig geblieben. Die detailliertere Auswertung unserer Beobachtungen unter Berücksichtigung von Studien, die bereits zu dieser Thematik in Deutschland existieren, steht noch aus und wird uns in Kamerun weiter beschäftigen.nDie Zeit war viel zu kurz – auch dies ist ein Teil unseres Resümees, da wir als Team auf Grund der Komplexität unseres Themas häufig die Qual der Wahl hatten. Es gibt viel zu tun, nicht nur auf unsere Arbeit und weitere Forschung bezogen, sondern sicherlich auch auf politischer Ebene. Dass uns noch drei gemeinsame Monate in Kamerun bevorstehen, ist sowohl für uns persönlich als auch für unser Projekt ein echter Glücksfall! nWir bedanken uns hiermit herzlich bei allen Unterstützer_innen für die bereichernde Zeit in Berlin und sind gespannt auf das, was kommt,
Géraldine, Desiré, Maike und Farideh
 
Anmerkung: Im Anschluss an die Süd-Phase werden wir einige Ergebnisse unseres Vergleichs, auf der Website www.africavenir.org bereitstellen. Rückfragen und Anregungen erreichen uns über gro.rinevacirfa@ofni

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