„Cabralista“ debütiert in Berlin, von Tiago Mansilha (Berlinda)
„Niemand macht eine erfolgreiche Revolution ohne revolutionäre Theorie“, sind die Worte von Amilcar Cabral, dem Gründer der „Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde” (kurz PAIGC), der afrikanischen Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und den Kap Verden. „Cabralista“ ist nicht nur die Definition eines „Staates mit transgenerationalem Geist” nach den Ideen Cabrals, sondern auch der Name der Dokumentarfilmtrilogie von Valério Lopes. Der erste Teil dieser Trilogie feiert anlässlich des 40. Todestages des afrikanischen Führer am 27. Januar um 17:00 Uhr im Hackesche Höfe Kino Premiere in Deutschland.
Als Sohn kapverdischer Eltern in Guinea-Bissau geboren, war Cabral Zeuge von Hunger und Armut, wie man sie in diesen ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika täglich miterlebte. Engagiert im Kampf für die Unabhängigkeit, gründete er die PAIGC und übernahm die Rolle eines militärischen Führers während der Kolonialkriege. Bis zu seiner Ermordung durch die PIDE-DGS im Jahre 1973, stellte er Theorien auf, schrieb viel und inspirierte damit Generationen von Afrikanern.
Valério Lopes war einer von ihnen: ein „Cabralista“. Der gebürtige Luxemburger sammelte auf Reisen zu den Kapverden sowie in verschiedene Länder, in denen sich die kapverdische Diaspora ausbreitet, eine Reihe von Interviews, die ein Bild der Erinnerung an Cabral rekonstruieren. Es ist ein Bild in dem kaum Gesichter auftreten und Worte die größere Rolle spielen. Die Interviewpartner werden in der Dokumentation im Allgemeinen als „anonyme Cabralistas“ bezeichnet. Der Regisseur fragt sich zu Ehren der Soldaten des Kolonialkrieges: „Warum sollte ich mein Gesicht zeigen, wenn der Kampf weit über mein Wesen hinausgeht?“
Da Bildung oberste Priorität bei Cabral hat, erschöpft sich der Emanzipationsprozess des afrikanischen Kontinents weder in seinen politischen und wirtschaftlichen Aspekten noch in der Errungenschaft der Unabhängigkeit. Emanzipation wird als kultureller Akt gesehen und umfasst eine Reihe von gemeinsamen Werten an verschiedenen Orten und historischen Momenten. Valério Lopes vergleicht beispielsweise die Ideologie Cabrals mit dem, was heute in Nordafrika geschieht: die Ablehnung der Unterdrückung und der Volksaufstand gegen die angeblichen Ungerechtigkeiten der Regime.
Mit dem Einsatz von neuen Waffen sowie der Nutzung von sozialen Netzwerken ist dies ein anderer Kampf als der von Cabral. Er beruht jedoch auf gemeinsamen Prinzipien: Gerechtigkeit, Freiheit und Emanzipation. Ein weiteres Beispiel ist die aktuelle Situation in Guinea-Bissau, einem Land, das seit der Unabhängigkeit keine dauerhafte politische Stabilität kannte. Offen bleibt daher die Frage: „Wie hätte sich Guinea entwickelt, wenn Amílcar Cabral weitere 10, 15 Jahre gelebt hätte?“
„Der Stolz, Afrikaner zu sein” kommt in diesem Dokumentarfilm bei mehreren Interviewpartner zum Ausdruck. Er entsteht, indem sich die afrikanisch Bevölkerung ein Beispiel an Figuren wie Almílcar Cabral nimmt und aus ihrem Wirken eine Lehre zieht. Cabral selbst wird zu einem der Anonymen und behauptet, dass „die Notwendigkeit für eine Reafrikanisierung proportional zu der Bildung eines Volkes wächst.”
Präsentiert wird der Film „Cabralista” von der Organisation AfricAvenir. Regisseur Valério Lopes wird bei der Filmvorführung anwesend sein und im Anschluss der Vorführung für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung stehen.
Text: Tiago Mansilha
Übersetzung: Kathrin Leibfriedn|+| Berlinda