Pressemitteilung: Vor 25 Jahren wurde Thomas Sankara ermordert: Seine Visionen sind so lebendig wie nie!

Berlin, 9. August 2012. Vor 25 Jahren unterstützte die internationale Gemeinschaft den brutalen Mord an Thomas Sankara, damals Präsident Burkina Fasos, aktiv oder duldete das Verbrechen stillschweigend. Eines wurde dabei klar: Die selbständige Entwicklung Afrikas liegt nicht im Interesse dieser internationalen Gemeinschaft. Blaise Compaoré, der seit Sankaras Tod als Präsident an der Macht ist, gilt als (mutmaßlicher) Drahtzieher des Mordes – unterstützt wurde er vermutlich durch Frankreich, die Elfenbeinküste und Libyen. Compaoré wird heute international als Friedensstifter hofiert. Das Regime der „humanitären“ und „Entwicklungs“-Hilfe – für Sankara die Fortführung der kolonialen Abhängigkeiten – hat sich durchgesetzt. Doch Sankaras gesellschaftspolitische Visionen sind so lebendig wie nie, vor allem bei Afrikas junger Generation. Sankara steht wie kein anderer dafür, dass eine Entwicklung Afrikas aus eigener Kraft möglich ist. Anlässlich seines 25. Todestages ruft AfricAvenir dazu auf, Sankaras Wirken auch in Deutschland zu feiern.nAnlässlich des 25. Todestages von Thomas Sankara am 15.10.2012 organisiert AfricAvenir in Kooperation mit dem Arbeitskreis Panafrikanismus München, der Senegalesischen Vereinigung im Land Hessen und dem Karlsruher Verein Stoffwechsel eine Reihe an Veranstaltungen sowie eine öffentlichkeitswirksame Kampagne zum politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wirken Sankaras und ruft alle Organisationen und Gruppen dazu auf, sich diesem Gedenken anzuschließen.nIn seiner kurzen Amtszeit als Präsident Burkina Fasos (1984-1987) trieb Thomas Sankara eine Vielzahl von grundlegenden Reformen voran, denen der rigorose Wille zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung seines Landes gemeinsam war. Zum Erstaunen der „Internationalen Gemeinschaft“ zeigten diese Reformen innerhalb kürzester Zeit beachtliche Wirkungen, z.B. bei der Umsetzung einer verantwortungsvollen Regierungsführung, der Verbesserung von Bildung und Gesundheitsvorsorge oder der Förderung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe. nEinen deutlichen Schwerpunkt legte Thomas Sankara auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit Burkina Fasos. Seine Politik zielte schon damals nicht nur auf Ernährungssicherheit, sondern auf das viel umfassendere Prinzip der Ernährungssouveränität. (Entwicklungs-)Hilfe sah er als die Fortführung kolonialer Abhängigkeiten:n„Wir müssen diese Hilfe durch unsere eigene Produktion überflüssig machen. Wir müssen es schaffen, mehr zu produzieren, weil es normal ist, dass derjenige, der euch zu essen gibt, euch auch seinen Willen aufzwingt.“ (1986)nHierbei setzte er erfolgreich auf die Förderung und Weiterentwicklung kleinbäuerlicher Strukturen und Kollektive und machte das klimatisch benachteiligte Land in nur knapp vier Jahren unabhängig von Nahrungsmittelimporten. Mehr noch: Burkina Faso begann, Lebensmittel in die Region zu exportieren (!) – heute kaum vorstellbar, da das Land massiv abhängig von Lebensmittelimporten ist und aktuell wieder einmal eine Hungersnot herrscht. nGezielt setzte sich Sankara außerdem für eine Entwicklung und Förderung lokaler und nationaler Wertschöpfungsketten sowie nationaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe ein. Burkina Faso sollte zur Erlangung einer relativen wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit lokal/national produzieren, was es konsumierte und konsumieren, was auch lokal/national produziert wurde – ein Ansporn zum gezielten Ausbau der einheimischen Produktion. Staatliche Unternehmen wurden erfolgreich saniert, wie es sogar die Weltbank lobend hervorhob.nIn Sankaras Amtszeit wurden die Staatsausgaben (u.a. für teure Regierungsautos und Flüge erster Klasse) drastisch gekürzt, Korruption vehement bekämpft und die Mittel stattdessen in Projekte investiert, die der Bevölkerung zugute kamen. Die Staatsbeamten sollten ein positives Vorbild und Beispiel des unbestechlichen und ehrlichen Staatsbürgers abgeben; entsprechend dem neuen Namen für das Land: Burkina Faso – das „Land der aufrechten Menschen / der Unbestechlichen“. nAuch auf den Gebieten der Gleichstellung der Geschlechter galt Sankara nicht nur als Visionär, sondern auch als Realist und Vorreiter in der Umsetzung. Er setzte sich glaubhaft und mit breitenwirksamen Programmen für die Gleichstellung der Frauen und die Bekämpfung überkommener patriarchaler Srukturen ein. Dabei setzte er mehrere kompetente Frauen auf wichtige Ministerposten – fast weltweit ein Novum bis dahin. n„Wenn wir den Kampf für die Befreiung der Frau verlieren, brauchen nicht zu hoffen, eine umfassende und positive Veränderung der Gesellschaft zu erzielen.“ (1987)nAuf internationaler Ebene prangerte Sankara die ungerechte und entwicklungshinderliche Schuldenpolitik an – ein Thema, das in der Eurokrise wieder besonders aktuell ist. Konzepte wie die Tragfähigkeit und Rechtmäßigkeit von Schulden, die erst später in den entwicklungspolitischen Diskurs Einzug hielten, brachte Sankara selbstbewusst in die internationale Debatte ein: n„Die Schuldenpolitik ist ein bewusst eingesetztes Mittel der Rekolonisierung Afrikas, mit der unser Wachstum und unsere Entwicklung Vorgaben und Normen unterworfen werden sollen, die uns völlig fremd sind.“ (1987)nDabei beanspruchte er, auf Augenhöhe mit den ehemaligen Kolonialherren, dem IWF und der Weltbank zu kommunizieren, scheiterte jedoch zwischen den Fronten des Kalten Krieges, v.a. aber auch an der neokolonialen Politik Frankreichs. Am 15. Oktober 1987 wurde Sankara in einem Putsch des Militärs unter (mutmaßlicher) Führung seines Freundes und Gefolgsmannes Blaise Compaoré – bis zum heutigen Tag als Präsident Burkina Fasos Sankaras Nachfolger (!) – ermordet.nDie Tatsache, dass Sankara in so kurzer Zeit zahlreiche Reformen verwirklichte, zeigt, was in Afrika alles möglich ist und stärkt diejenigen, die nach alternativen Entwicklungswegen jenseits von Rohstoffexporten, Freihandel und der Verewigung der Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen suchen. Didier Awadi, der unangefochtene Star des westafrikanischen Hip Hop fasst es in diese Worte: n“Sankara ist mein Idol, mein Mentor. Sein Lebensweg inspiriert mich. Deshalb versuche ich jeden Tag, etwas mehr über ihn zu erfahren und je mehr ich mich mit ihm beschäftige, desto mehr bin ich überzeugt: er ist das richtige Modell für mich! Er inspiriert die afrikanische Jugend, an sich selbst zu glauben, für die Freiheit zu kämpfen und es jeden Tag zu wagen, die Zukunft zu erfinden!” (2011)nWeitere Informationen unter www.africavenir.org und bei |+| FacebooknPressekontakt:
AfricAvenir International e.V.
Eric van Grasdorff
0177-7545788gro.rinevacirfa@ffrodsargnav.e 

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