Frankreich – die Unruhen und das koloniale Erbe

by Marina Strauß

Die teils gewaltsamen Proteste in Frankreich ebben langsam ab. Was bleibt, ist die Wut. Denn der Rassismus, der eng mit der kolonialen Geschichte des Landes verwoben ist, wird oft abgestritten.

Kaputte Scheiben, brennende Autos, ein Angriff auf das Haus eines Bürgermeisters. In allen Teilen Frankreichs protestieren zehntausende Menschen auf den Straßen, manchmal gewaltsam. Sie sind wütend über den Tod von Nahel, einem algerisch-stämmigen 17-Jährigen, den am vergangenen Dienstag ein Polizist bei einer Kontrolle in seinem Auto erschossen hat.

Die Zusammenstöße zwischen den meist jungen Demonstranten und der Polizei haben Fragen aufgeworfen. Neben dem Ausmaß der Gewalt und der wahllosen Zerstörung geht es auch um deren Ursachen. Und damit um die Frage, inwieweit der Tod von Nahel und die Wut, die sich auf den Straßen Luft macht, mit systematischem Rassismus in der französischen Gesellschaft zusammenhängen – und ob das mit der Kolonialvergangenheit des Landes zu tun hat.

Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Tat als “unverzeihlich” und “unerklärlich”. Eine Beschreibung, die Crystal Fleming, Professorin für Soziologie an der Stony Brook Universität in New York, so nicht akzeptiert: “Es ist nicht unerklärlich. Es ist kein Mysterium. Es handelt sich um Rassismus.”

Aus Flemings Sicht sind die Demonstrationen und Unruhen nach den tödlichen Schüssen ganz klar eine “Reaktion auf den Rassismus, der eng mit Kolonialismus zusammenhängt”. Beide seien seit jeher geleugnet und aus dem kollektiven Gedächtnis verbannt worden – “obwohl Minderheiten und kolonisierte Völker über Jahrhunderte rassistisch unterdrückt wurden”.

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