Rassistische Inobhutnahmen: Und plötzlich ist das Kind weg (Lesetipp)

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von Nina Winter,
erschienen beim nd am 29.03.2023

Migrantische, nicht-weiße Mütter beklagen in Berlin vorschnelle Inobhutnahmen durch rassistische Jugendämter und Gerichte

Der Ladenraum in der Choriner Straße in Prenzlauer Berg ist hell erleuchtet. Bei einer Veranstaltung vergangene Woche mit dem Titel »Sie haben einfach mein Kind weggenommen« geht es dort um rassistisches Behördenhandeln bei Inobhutnahmen von Kindern. Denn obwohl das Jugendamt eigentlich nur im schlimmsten Falle Kinder aus ihren Familien holt, berichten von Rassismus betroffene Mütter immer wieder von plötzlichen Inobhutnahmen mit fadenscheinigen Begründungen.

Der kleine Konferenzraum im Keller füllt sich, alle 30 Stühle sind besetzt. Die Nachrückenden nehmen im hinteren Teil auf der offenen Treppe Platz, zwischen den Reihen spielen Kinder. Niki Drakos, Mitarbeiterin der Berliner Frauenkreise, einer feministisch und intersektional ausgerichteten Initiative zur Beratung von Frauen, moderiert und stellt die vier geladenen Podiumsteilnehmerinnen vor: Rechtsanwältin Asha Hedayati vertritt regelmäßig von Inobhutnahmen betroffene Mütter, Kadiatou Diallo wurde im Rahmen ihrer Arbeit als Leiterin von »Space2grow«, einem Projekt der Frauenkreise von und für geflüchtete und migrierte Frauen, auf das Thema aufmerksam. Lea Ulmer von der Initiative »United Refugee Rights Movement Karlsruhe« begleitet Betroffene, und Juliet Ogbona ist ebenfalls aus der Nähe von Karlsruhe angereist, um von ihrem Kampf gegen die Inobhutnahme ihres Sohnes zu erzählen.

Asha Hedayati gibt zunächst eine juristische Einschätzung zu Inobhutnahmen, die bei Kindeswohlgefährdung angewendet werden, wenn also ein Gericht von »dringender Gefahr für das Wohl des Kindes oder Jugendlichen« ausgeht. Der Begriff »Kindeswohl« werde aber nicht definiert, kritisiert sie. Die Auslegung obliegt Sozialarbeiter*innen, den Mitarbeitenden der Familienhilfe oder dem Jugendamt. Als ein »heftiges Machtgefälle« beschreibt Hedayti das Verhältnis zwischen Staat und Elternteil. Ein Machtgefälle, das Raum bietet für rassistische Interpretationen und das Füllen des Kindeswohl-Begriffs mit deutschen oder eurozentristischen Standards, sagt Kadiatou Diallo von »Space2grow«. Eine Sozialarbeiterin aus dem Publikum gibt ein Beispiel: »Schon die Tatsache, alleinerziehend zu sein oder mehr als zwei Kinder zu haben, ist ein Makel für das Jugendamt.« Weiterlesen

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