Dialogforum: Afrika in der deutschen Wissenschaft – (K)ein Platz für kulturelle Grenzgänger!?

Am Mittwoch, den 09. Mai 2007 um 19.30 Uhr laden AfricAvenir und die Heinrich-Böll-Stiftung zum Dialogforum mit Grada Kilomba und Dr. Michel Foaleng. Gemeinsam analysieren und diskutieren wir die aktuelle Situation des Umgangs mit afrikanischen WissenschaftlerInnen in Deutschland.
Dialogforum: (K)ein Platz für kulturelle Grenzgänger!? – Von der möglichen Bereicherung und gefühlten Bedrohung der deutschen Wissenschaft durch AfrikanerInnen nReferentInnen:
nDr. Michel Foaleng (Erziehungswissenschaftler aus Kamerun, ehem. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 520 in Hamburg, zur Zeit Wissenschaftlicher Verantwortlicher eines Lehrerausbildungsprogramms in Kamerun)

Grada Kilomba (Psychologin, Autorin, lehrt an der Humboldt Universität Berlin, Abteilung Gender Studies zur Psychoanalyse, Kolonialismus, Gender und Afrikanischen Diaspora.

„Hybridität“ avancierte innerhalb der letzten Jahre zum neuen, zumeist positiv besetzten Modewort der Sozial- und Kulturwissenschaften. Der Begriff weckt Vorstellungen einer kulturellen (bisweilen auch biologischen) „Vermischung“. „Hybridität“ wird gerade in akademischen Kreisen als positiver Gegenentwurf einer auf kulturelle Homogenisierung zielenden repressiven Integrationspolitik entgegengesetzt. Diesem Diskurs entstammt die Vorstellung, dass auch afrikanische Intellektuelle mit ihrer hybriden Identität, als „BrückenbauerInnen“ bzw. „kulturelle GrenzgängerInnen“ zwischen Afrika und Europa für Forschung und Lehre eine positive Bereicherung darstellen könnten. nJenseits der dabei aufflackernden Gefahr eines neuen Essentialismus, der die betroffenen Personen überschätzen oder überfordern könnte, ist der Alltag afrikanischer WissenschaftlerInnen in Deutschland häufig weit entfernt von der in akademischen Diskursen geäußerten Wertschätzung. Sie werden nicht als BrückenbauerInnen zwischen den (Wissenschafts-)Kulturen angesehen, sondern als Störenfriede und UnruhestifterInnen, die die überlieferte Grenze bedrohen, die eine Trennung vorsieht zwischen europäischen Lehrenden und den AfrikanerInnen, die scheinbar auf ewig die Position der Lernenden einnehmen sollen. Dementsprechend erfährt die Partnerschaft zwischen den WissenschaftlerInnen häufig dort ihre Grenzen, wo AfrikanerInnen nicht mehr nur das „Rohmaterial“ über ihre „Stämme“, Sprachen und Kulturen aus Afrika beschaffen, sondern sich intensiv an der Theoriebildung beteiligen bzw. den Fokus ihres Interesses verstärkt auf Europa lenken. Während es für deutsche und europäische WissenschaftlerInnen völlig normal ist, außereuropäische Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zu beforschen und zu bewerten, scheint eine illegitime Grenzverletzung stattzufinden, sobald AfrikanerInnen sich kritisch zu Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in Europa bzw. Deutschland äußern. nIn diesem Dialogforum soll die aktuelle Situation des Umgangs mit afrikanischen WissenschaftlerInnen und dem von ihnen gewonnenem Wissen in Deutschland diskutiert werden. Dabei sind folgende Fragen zentral:
n

  • Welche Themen/ Forschungsfragen werden als legitim, welche als illegitim für afrikanische WissenschaftlerInnen angesehen? In welchen Feldern können sie sich in Deutschland als ExpertInnen etablieren?
  • Lässt sich im deutschen Wissenschaftsbetrieb eine Verknüpfung der Kategorien „Race“ und „Wissenschaftlichkeit der Arbeit“ ausmachen? Wie äußert sich diese Verknüpfung?
  • Wie wirkt sich der Umgang in Deutschland/ Europa mit den Forschungsergebnissen afrikanischer WissenschaftlerInnen auf das Selbstverständnis dieser WissenschaftlerInnen aus? Welche Reaktionen lassen sich beobachten?
  • Gibt es Institutionen, die die Bedingungen der Möglichkeit eines Wissenschaftsdialoges selbstkritisch ausloten und explizit am partnerschaftlichen Umgang und der wechselseitigen wissenschaftlichen Anerkennung arbeiten? Welches sind die deutschen „best practices“?

n AfricAvenir veranstaltet seit 2000 Dialogforen zum Thema afrikanisch-europäische Beziehungen. Seit Januar 2007 finden die Dialogforen in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung (auf der Galerie) statt. Das diesjährige Dialogforum steht unter dem Oberthema „Macht und Wissen“. Formal umfasst die Reihe 6 Veranstaltungen, von denen sich jeweils zwei mit den Unterthemen „Wahrnehmung Afrikas in der deutschen Öffentlichkeit“, „Wissensproduktion über Afrika in Deutschland“ und „Sprachpolitik in Afrika“ befassen werden. nKooperationen:
Die Veranstaltung findet in Koperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen statt. nEs ist keine Anmeldung erforderlich. nWeitere Infos:
Frank Roger
Fon: 030 – 285 34 343
E-Mail: ed.lleob@regor
Veranstaltungsort: Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Raum: Galerie
Adresse: 10178 Berlin, Rosenthaler Str. 40/41, Hackesche Höfe
Wegbeschreibung: Mit der S-Bahn bis Hackescher Markt oder mit der U-Bahn-Linie 8 bis Weinmeisterstraße.
Datum: Mittwoch, 9. 5. 2007, 19:30 bis 21:30 Uhr

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