Dekoloniale Einwände gegen das Humboldt-Forum (2013-2014)
Das sog. « Humboldt-Forum », das Kernstück des rekonstruierten Berliner Schlosses, wird zukünftig die ethnologischen Sammlungen aus Afrika, Asien und den Amerikas beherbergen. Doch welche Symbolik wird erzeugt, wenn diese Sammlungen, die zu einem nicht unwesentlichen Teil während der (deutschen) Kolonialzeit geraubt wurden, hinter einer preußischen Fassade gezeigt werden? Um diese Frage aufzuwerfen und eine öffentliche Debatte anzuregen, veranstaltet AfricAvenir ab September 2013 Dialogforen und eine Wanderausstellung, die sich kritisch und aus einem dezidiert dekolonialen Blickwinkel mit den gegenwärtigen Entwicklungen auseinandersetzt. Um ein eurozentrisches und restauratives Museum zu verhindern – mindestens aber zu skandalisieren – wird die koloniale Geschichte von Objekten thematisiert und das Konzept dieses Museums in Inhalt und Form aus afrikanischen und afro-europäischen Perspektiven hinterfragt.
Publikation
Kritikpunkte der seit 2013 arbeitenden Kampagne „No Humboldt 21!“ erreichen ein immer breiteres Publikum. Seit der Grundsteinlegung fordert diese einen sofortigen Baustopp, damit der kolonialen Vergangenheit des Ortes, der ethnologischen Sammlung wie auch der dahinterstehenden Wissenschaft Rechnung getragen wird. Bis in das Jahr 2017 ist der von der Kampagne « No Humboldt 21! » geforderte Baustopp nicht eingetreten. Nun soll mit diesem Buch auch die Kritik an diesem revisionistischen Projekt mit in Berlins Mitte ziehen.
Die Publikation vereint Texte, Interviews, Kollagen und Bilder, die im Rahmen der von AfricAvenir mitgetragenen Kampagne entstanden sind und nun erstmalig in deutscher Sprache vorliegen. Hier finden ältere und neuere Beiträge zusammen und bilden ein Panorama des Insistierens über die letzten vier Jahre. Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen kommentieren das Museum und seine Sammlungen, stellen die Forderungen nach Rückgabe und entwerfen Visionen für einen gleichberechtigten Dialog, der dem koloniale Erbe des Berliner Schlosses und der ethnologischen Sammlungen Rechenschaft trägt. So lässt sich nachvollziehen, dass nicht die Institution selbst die ‚kritischen Einsichten‘ geboren hat, sondern dass diese durch die unermüdliche Arbeit von Aktivist*innen aus migrantisch-diasporischer Perspektive und der kritischen Kultur- und Bildungsarbeit Eingang in die Debatte gefunden haben.
Mit Beiträgen von Kwame Opoku, Ciraj Rassool, Kien Nghi Ha, Pascale Obolo, Kokou Azamede, Edward Matenga, Aminata Traoré, Idrissou Njoya, Lilia Youssefi, Mboro Mnyaka Sururu, Christian Kopp und Arbeiten von Artefakte//anti-humboldt und AFROTAK TV cyberNomads.
Mit Kollagen von Stefan Endewardt und Hanna Prenzel und Bilder der Photographers in Solidarity, Layout von Dora Ferenczy.
Hintergrund & Motivation
Seit der Grundsteinlegung des Humboldt-Forums am 12. Juni 2013 wird in Berlins historischer Mitte „Deutschlands Beitrag zum friedlichen Zusammenhalt und zum gegenseitigen Verständnis der Völker“ im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt. Das Humboldt-Forum im rekonstruierten Berliner Schloss soll zukünftig die Vision einer „Gleichberechtigung aller Kulturen“ darstellen. Mit diesem Projekt wollen das Land Berlin und die Bundesrepublik bis 2018/19 das „wichtigste kulturpolitische Projekt in Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts“ umsetzen.
Neben den Ethnologischen Museen aus Dahlem soll das Gebäude von der Zentral- und Landesbibliothek sowie von der Humboldt-Universität bespielt werden. In seiner Form ist es als „Agora“, als ein „Forum für Wissenschaft, Kultur und Politik“ geplant. Der „Jahrhundertbau“ im Zentrum der Hauptstadt soll 590 Millionen Euro kosten. Berlin will sich mit 32 Millionen Euro am Bau beteiligen. Unter dem Titel „Das Humboldt-Forum: Soviel Welt mit sich verbinden als möglich“ stellte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, 2011 das Nutzungskonzept vor. Erwartungen an das Projekt werden darin in Superlativen formuliert: Geplant ist ein „kulturelles Zentrum von nationaler und internationaler Ausstrahlung“, mit dem sich Berlin im Kreis der „weltweit führenden Kultur- und Museumsstädte“ etablieren will. Wenn Berlins „außereuropäische Sammlungen“ aus ihrem abgelegenen Standort Berlin-Dahlem ins Stadtzentrum ziehen, soll nicht nur ein herausragender „Ort der Kunst und Kultur Asiens, Afrikas, Amerikas, Australiens und Ozeaniens“ in Berlin’s Mitte entstehen. Das Humboldt-Forum soll auch zu einem einzigartigen „Zentrum der Erforschung außereuropäischer Kulturen“ werden. Dieser Ort soll im selben Zug „im Rückgriff auf das Beste von Preußen, auf unsere Tradition als Wissenschafts- und Kulturnation“ Deutschland auf der internationalen Bühne rehabilitieren.
Doch welche Symbolik erzeugt es, wenn ethnologische Sammlungen, die zu einem nicht unwesentlichen Teil während der (deutschen) Kolonialzeit geraubt wurden, hinter einer preußischen Fassade gezeigt werden? Welche kolonialgeschichtlichen Spuren tragen diese Objekte und dieser Ort? Und welche Erwartungen müsste ein Museum erfüllen, damit wir von einem gleichberechtigten „Dialog der Kulturen“ sprechen könnten?
Um ein eurozentrisches und restauratives Museum zu verhindern, werden in Dialogforen, einer Wanderausstellung und auf dieser Webseite diese Fragen aufgeworfen, um eine öffentliche Debatte anzuregen. Koloniale Geschichte und gegenwärtige Rückgabeforderungen von Kunst und Kulturobjekten wird thematisiert. Das Konzept dieses Museums wird in Inhalt und Form aus afrikanischer, diasporischer und afro-europäischer Perspektive kritisch hinterfragt. Mit einer Kofferausstellung wird in musealen Räumen interveniert. Und schließlich werden KuratorInnen über Ausstellungsformen und -praktiken sprechen, die kolonialen Besitz- und Deutungsmustern bewusst bearbeiten und für die Vision einer dekolonialen Welt arbeiten.
Um für dieses Thema eine breiten Öffentlichkeit zu gewinnen, hat AfricAvenir als Teil einer Kampagne von kultur- und entwicklungspolitischen NGOs und Verbänden, ein Moratorium veröffentlicht. Es wird gefordert, dass die Arbeiten am Humboldt-Forum ausgesetzt werden und eine öffentliche Debatte angestoßen wird. Ein Nutzungskonzept, das „prägenden Einfluss auf das Selbstverständnis der Nationen“ ausüben soll, aber koloniale Verantwortung abstreitet, verletzt die Würde und die Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt. Abschließend werden in einer Publikation alle Aktivitäten und Stellungnahmen dokumentiert, durch weitere politische und kulturwissenschaftliche Analysen ergänzt und einem breiten internationalen Publikum zur Verfügung gestellt.
No Humboldt 21 – Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss
Wir fordern die Aussetzung der Arbeit am Humboldt-Forum im Berliner Schloss und eine breite öffentliche Debatte: Das vorliegende Konzept verletzt die Würde und die Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt, ist eurozentrisch und restaurativ. Das Humboldt-Forum steht dem Anspruch eines gleichberechtigten Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft entgegen.
Begründung:
Die Staatlichen Museen Berlins sind nicht die „rechtmäßigen Besitzer ihrer Bestände“.
Der weitaus größte Teil der über 500.000 wertvollen Exponate aus aller Welt kam im Zusammenhang mit kolonialen Eroberungen nach Berlin. Die Europäer griffen häufig sogar zu direkter Gewalt, um in den Besitz von zentralen Objekten der kolonisierten Gesellschaften wie zum Beispiel von Thronen, Zeptern und Kultgegenständen zu gelangen. Das Schmücken mit „fremden Federn“ bringt für den Standort Berlin bis heute neben ideellen Vorteilen auch materielle Gewinne ein. Wir fordern die Offenlegung der Erwerbsgeschichte aller Exponate und die Befolgung der unmissverständlichen UN-Beschlüsse zur „Rückführung von Kunstwerken in Länder, die Opfer von Enteignung wurden“. Über den zukünftigen Verbleib von Beutekunst und kolonialem Raubgut muss der Dialog mit den Nachfahren der Schöpfer/-innen und rechtmäßigen Eigentümer/-innen der Exponate gesucht werden. Dies gilt insbesondere für die entführten Überreste von Menschen, die sich im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden.
Der von Berlin ausgehende Kolonialismus wird rehabilitiert.
Die Sammlungen aus aller Welt sollen nun ins Schloss der Hohenzollern zurückkehren, wo schon die ersten überseeischen Schätze Berlins präsentiert wurden. Nicht anders als damals geht es dabei vor allem um die Repräsentation von Macht und globaler Bedeutung. Für die Nachfahren der Kolonisierten im In- und Ausland ist es eine besondere Zumutung, dass dies in der wiedererrichteten Residenz der brandenburgisch-preußischen Herrscher geschehen soll. Denn die Hohenzollern waren hauptverantwortlich für die Versklavung Tausender Menschen aus Afrika sowie für Völkermorde und Konzentrationslager in Deutschlands ehemaligen Kolonien. Wir lehnen daher jede Präsentation von Objekten, die während der Kolonialzeit nach Berlin kamen, im Berliner Schloss ab.
Die Kulturen der Welt werden als „fremd“ und „anders“ diskriminiert.
Wie schon die Zurschaustellung „exotischer Kuriositäten“ in den „Wunderkammern“ der brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige soll das Berliner Schloss – Humboldt-Forum der Herausbildung einer preußisch-deutsch-europäischen Identität dienen. Dieses Anliegen konterkariert das Ziel eines gleichberechtigten Miteinanders in der Migrationsgesellschaft und soll auf Kosten Anderer realisiert werden. Mit Hilfe der oft Jahrhunderte alten Objekte aus aller Welt wird das vermeintlich „Fremde“ und „Andere“ inszeniert und den umfangreichen Sammlungen europäischer Kunst auf der Berliner Museumsinsel zur Seite gestellt. Europa wird dabei als überlegene Norm konstruiert. Wir lehnen diese herabsetzende Form der Präsentation ab. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz fordern wir auf, für gleichberechtigte, machtsensible und Gemeinsamkeiten aufzeigende Selbstdarstellungen durch Fachleute aus den Ländern des Globalen Südens zu sorgen.
Die „Erforschung außereuropäischer Kulturen“ wird nicht problematisiert.
Die Erkundung der Welt und ihrer Menschen durch europäische „Forscher“ war über Jahrhunderte hinweg ein koloniales Projekt und trägt bis heute zur Kontrolle und Ausbeutung des Globalen Südens bei. An diesem Projekt war auch einer der beiden Namensgeber des geplanten Forums, Alexander von Humboldt, wesentlich beteiligt. Denn an den Ergebnissen seiner Reisen in Süd- und Mittelamerika waren vor allem das spanische Königshaus und das auf Völkermord und Sklaverei basierende Kolonialregime vor Ort interessiert, die ihn nach Kräften unterstützten. Entsprechend verkörpert Preußens „wahrer Entdecker Amerikas“, der sogar bestattete Menschen raubte und nach Europa verschiffte, koloniale Dominanz. Als Namensgeber für ein interkulturelles Zentrum ist Humboldt nicht geeignet.
Die kulturellen Schätze der Welt bleiben den Privilegierten im Norden vorbehalten.
In seinem Nutzungskonzept lädt der Stiftungspräsident Hermann Parzinger „Besucher aus Asien oder die Nachfahren indigener indianischer oder afrikanischer Gesellschaften“ in die Bundeshauptstadt ein. In einer Zeit, in der tagtäglich Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil ihnen die Einreise nach Europa verwehrt wird, kann eine solche Einladung wohl nur als zynisch bezeichnet werden. Aminata Traoré, die ehemalige Kultur- und Tourismusministerin Malis, brachte es 2006 in Paris auf den Punkt: „Unsere Werke genießen Bürgerrechte an einem Ort, wo man uns als Gesamtheit sogar den Aufenthalt untersagt.“ Wir fordern die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf, den Menschen der Welt Zugang zu Berlins außereuropäischen Sammlungen zu ermöglichen. Neben der dauerhaften Rückführungen von Beutekunst sollte dies durch freie Ausleihe und Kostenübernahme zur Realisierung von internationalen Ausstellungsprojekten in den Regionen der Welt erfolgen, in denen die hierher transportierten Kunstwerke und Kulturgüter geschaffen worden sind.
Dekoloniale Einwände gegen das Humboldt Forum – Posterkampagne
Das „Sammeln“ von Kultur- und Kunstobjekten zählte zu den Lieblingsbeschäftigungen vieler „Forschungsreisender“ und Kolonialisten. So ist ein Großteil der ethnologischen Objekte, die im Humboldt-Forum im rekonstruierten Berliner Schloss ausgestellt werden sollen, während der Kolonialzeit „erworben“ worden – ein erheblicher Anteil stammt direkt aus den ehemaligen deutschen Kolonien. In vielen Fällen wurden wertvolle Kulturgüter aber nicht freiwillig verschenkt oder verkauft. Sie wurden erschlichen, erpresst oder einfach geplündert. Im Berliner Schloss soll nun mit Hilfe dieser Objekte der „Dialog der Kulturen“ in die Mitte der Stadt gerückt werden. Im Rahmen der Kampagne „No Humboldt 21!“ treten wir diesem zynischen Prestigeprojekt entgegen, indem wir exemplarische Objekte mit problematischen Erwerbsgeschichten auf Postern in den öffentlichen Raum tragen. Wir fordern Berlins Staatliche Museen zu mehr Transparenz und zum respektvollen Dialog mit den Herkunftsgesellschaften auf, die selbst entscheiden sollten, was mit ihren Schätzen geschieht.
Alle Poster stehen unter einer Creative Commons Lizenz und können zur nicht-kommerziellen Nutzung unter Angabe der Lizenz hier als pdf heruntergeladen werden (je ca. 30 MB):
Poster 1 / Poster 2 / Poster 3 / Poster 4
Die Kampagne „No Humboldt 21!“ wird getragen von AfricAvenir, AFROTAK TV cyberNomads, artefakte/anti-humboldt, Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag, Berlin Postkolonial, glokal, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD).
„Schon Beutekunst betrachtet?“ – Königinnenmutter Idia, Benin, Nigeria
Weil Oba Ovonramwen, Herrscher des Königreichs der Edo, sich weigerte den englischen Kolonialisten zu unterwerfen, überfielen die Briten 1897 die Residenzstadt Benin im heutigen Nigeria. Bei diesem kriegerischen Überfall stahlen die Briten Hunderte wertvoller Bronzestatuen aus dem Palast des Königs und verkauften diese an Interessenten in aller Welt. Felix von Luschan, Leiter der Afrika-Abteilung im Königlichen Museum für Völkerkunde zu Berlin, bekam davon Notiz und schickte umgehend einen seiner Assistenten nach London, wo dieser zahlreiche Bronzen erwarb. Seit vielen Jahren bitten der Oba von Benin, wichtige nigerianische Kunsthistoriker sowie auch das Kulturministerium von Nigeria um die Rückgabe dieser Objekte, zumal Luschan zum Zeitpunkt des Kaufes in vollem Wissen über deren unrechtmäßige Aneignung war. Dennoch behauptet die Berliner Landesregierung bis heute, noch nie etwas von solchen Forderungen gehört zu haben.
„Räumt die kolonialen Schatzkammern!“ – Schutzgott Makabu Buanga des Fürsten Ischiehwu, Kongo
Ludwig Wolf, der als Arzt die „Expedition“ des Kolonialoffiziers Hermann Wissmann begleitete, erpresste den Schutzgott Makabu Buanga vom kongolesischen Fürsten Ischiehwu. Seit Wolf diese Statue zu Gesicht bekommen hatte, war er fest entschlossen diese in seinen Besitz zu bringen. Als sich Ischiehwu nach Meinung des Arztes illoyal gegenüber den Europäern verhalten hatte, erzwang Wolf unter Androhung der Todesstrafe die Herausgabe der Figur. Wolf selbst machte aus der Erpressung kein Geheimnis. In seinem Reisetagebuch schrieb er: „Unter gewöhnlichen Verhältnissen hätte ich daher für keine Opfer den Makabu-Buanga erhalten können“.
„Freedom of Movement?!“ – Nofretete, Ägypten
Seit die Existenz der Nofretete-Statue in Berlin im Jahr 1923 bekannt wurde, liegen der ägyptische Staat und Deutschland im Streit darüber, wo sie rechtmäßig hingehöre. Sie wurde 1913 in Nordafrika ausgegraben und dann unter bis heute ungeklärten Umständen heimlich nach Deutschland verschifft. Seitdem hat der ägyptische Staat unablässig auf ihre Rückkehr oder zumindest auf eine Ausstellung der Statue in Ägypten gedrängt. Doch während Ägypten immer wieder prestigeträchtige Objekte an Deutschland verleiht, erklärten die Staatlichen Museen zu Berlin in zynischer Art und Weise, dass „die Dame nach 3000 Jahren nicht reisewillig [ist].“ So bleibt der im Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation für Nofretete reservierte Platz bis heute leer. Während die übrigen außereuropäischen Schätze nun vom Schloßplatz aus den „Dialog der Kulturen“ bestreiten sollen, wird die als „schönste Berlinerin“ vereinnahmte Afrikanerin im Ägyptischen Museum auf der Museumsinsel auch in Zukunft im Ensemble der Einrichtungen mit europäischer Kunst zu sehen sein.
„Preußischer Kulturbesitz?“ – Mandu Yenu, Foumban, Kamerun
Warum sollte ein König freiwillig seinen Thron verschenken? Nach Darstellung der Staatlichen Museen zu Berlin hat König Ibrahima Njoya, legendärer Herrscher der Bamum in Kamerun, jedoch genau dieses getan. 1908 übersandte er dem deutschen Kaiser Wilhelm II seinen berühmten Thronsessel „Mandu Yenu“, angeblich um damit seine Position als Bündnispartner der Hohenzollern zu verdeutlichen. Doch diese Erzählung der Staatlichen Museen ignoriert die Machtverhältnisse in der damaligen Kolonie: Kaum war ein Bild des Throns nach Deutschland gelangt, stachelten sich die Leiter der Ethnologischen Museen gegenseitig zu einem Wettlauf um den großartigen Königsstuhl auf. Erst nach langem Drängen von deutscher Seite ließ Njoya eine Kopie erstellen, um die Deutschen zu befrieden und zugleich die Insignie seiner Macht zu bewahren. Erst als diese nicht rechtzeitig fertig wurde, übergab er schließlich den Deutschen das Original und behielt die Kopie für sich. Kaiser Wilhelm II schenkte im Gegenzug nicht seinen Thron, sondern ein lebensgroßes Bildnis von sich selbst.
Die Anti-Humboldt-Box – Eine Kofferausstellung
Die Wanderausstellung Anti-Humboldt-Box ist ein Projekt von Artefakte//anti-humboldt (Brigitta Kuster, Regina Sarreiter, Dierk Schmidt) und AFROTAK TV cyberNomads (Michael Küppers-Adebisi) in Kooperation mit Andreas Siekmann und Ute Klissenbauer.
Die Ausstellung greift in die Debatte um die gegenwärtige Rekonstruktion der historischen Mitte von Berlin durch das Berliner Schloss/Humboldt-Forum ein. Die Anti-Humboldt-Box macht die Kritik am Humboldt-Forum in Berlin transportabel und bringt sie an verschiedene Orte. Die Ausstellung im Koffer – angelehnt an Marcel Duchamps boîte-en-valise – wird zugleich als Kunst- und Informations-Ausstellung begriffen. Das Material der Kofferausstellung – künstlerische Miniaturarbeiten, Videomaterial, Flyer, Plakate – ist im Rahmen der Kampagne No Humboldt 21! entstanden.
Interview: « Mein Weg ist der Weg der Versöhnung », Prince Kum’a Ndumbe III. bei AfrotakTV
Interview von Prince Kum’a Ndumbe III. auf AFROTAK TV cyberNomads. Im Rahmen der Debatten um den Wideraufbau des Stadtschlosses und der Errichtung des Humboldtforum spricht Prince Kum’a Ndumbe III. über die Geschichte seines Großvaters Lock Priso, dessen Widerstand gegen die deutschen Kolonialisten, den Raub des Tangué (Königsinsignien seiner Familie) und dem beschwerlichen Weg zu Aus- und Versöhnung.
Weiterführende Literatur & Links
Diese Liste wurde von Mareike Heller von AfricAvenir zusammengestellt:
Ethnologie und Anthropologie im Verhältnis zu deutscher Kolonialgeschichte
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Koloniale Geschichte der Objekte und Diskussionen um Restitution
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Selbstrepräsentationen
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Links
The Anti-Humboldt
A lecture about the ‘selective demolition’ of the Humboldt-Forum with workshops on nationabranding, postcolonial displays and demands for resitution on the 12th of july 2009, Sophiensaele, Berlin.
Black Bismark
Theaterstück über Bismark, deutsche Koloniale Vergangenheit und Gegenwart und Weiß-Sein.
Play about Bismark, german colonial past and present and whiteness.
www.andco.de/index.php
Dark Matter 11: Afterlives
Ausgabe des Online-Journals „Dark Matter“ von Artefakte//anti-humboldt zu postkolonialer Erinnerungskultur in Deutschland – im speziellen zum Humboldt-Forum
Issue of the online journal „Dark Matter“ by Artefakte//anti-humboldt on postcolonial memory in Germany – especially the case of the Humboldt-Forum
www.darkmatter101.org/site/category/issues/11-afterlives/
‘Freedom Roads’
Ausstellung zu kolonialen Straßennamen und postkolonialer Erinnerungskultur
Exhibition about colonial street names and postcolonial commemorative culture
www.freedom-roads.de/frrd/willkom.htm
Homestory Deutschland
Schwarze Biographien in Geschichte und Gegenwart. Eine Ausstellung der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD e.V.)
Homestory Germany
Black biographies in history and present. An exhibition by the Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD e.V.)
www.homestory-deutschland.de
Humboldt-Forum.info
Homepage, auf der die Diskussionen rund um die Rekonstruktion des Berliner Schlosses bis 2009 dokumentiert ist.
Homepage documenting the discussions around the reconstruction of the Berliner Schloss up to 2009.
www.humboldt-forum.info
Kampagne “Nofretete geht auf Reisen”
Webseite der Kampagne “Nofretete geht auf Reisen”. Diese Kampagne forderte 2007 die deutsche Regierung dazu auf das berechtigte Interesse und die Rechte der Ägypter an der Büste der Nofretete angemessen würdigen.
Campaign „Nofretete geht auf Reisen“
In 2007, this campaign demanded of the German government to recognize the legitimate interests and rights of Egypt on the bust of Nofretete.
nofretete-geht-auf-reisen.de/willkomm.htm
Kampagne “Kein Schloss in meinem Namen”
www.kein-schloss-in-meinem-namen.de
Kwame Opoku auf Modern Ghana
Aktuelle Berichterstattung über Rückgabeforderungen und Verhandlungen von Dr. Kwame Opoku
News on claims for restitution and current discussions by Dr. Kwame Opoku
www.modernghana.com/GhanaHome/columnist/category.asp
Pambazuka Articles
„Will other holders of Benin bronzes return them? An interview with Prince Edun Akenzua of Benin“ (01.05.2014)
www.pambazuka.org/en/category/features/91568
„Nigerian archaeologists protest German exhibition of looted art“ (13.11.2013)
www.pambazuka.org/en/category/features/89621
„George Clooney and the return of Africa’s stolen artefacts“ (26.03.2013)
www.pambazuka.org/en/category/features/91113
Projekt “Humboldt 21. Rückbau Berliner Schloss Humboldtforum”
von Marion Pfaus
www.humboldt21.de/GEGENWART.html
Medienräsonanz/Pressespiegel
Daniel Pelz: Streit um Schädel: Dunkles Kolonialerbe in deutschen Museen, Deutsche Welle, 6.04.2018
Stephan Speicher : Duell der Kulturen. Gibt das Humboldt-Forum alle Ansprüche auf?, Süddeutsche Zeitung, 11.07.2014
Rüdiger Schaper: Das Amazonas-Modul. Wie das Humboldt-Forum von Innen aussieht, Der Tagesspiegel , 09.07.2014
Kerstin Krupp: Humboldt-Forum: Neues Ausstellungskonzept für das Berliner Schloss, Berliner Zeitung, 09.07.2014
Horst Köhler: In Berlin soll jetzt das Weltgespräch beginnen, Die Welt, 03.07.2014.
Christiane Peitz: Weltmeister des Verstehens: Debatte um das Humboldt-Forum, Der Tagesspiegel, 02.07.2014.
Livia Gerster: Zwei Wochen nach der Räumung: Der Protest auf dem Oranienplatz geht weiter, Der Tagesspiegel, 24.04.2014.
Velten Schäfer: Exorzismus des Exotismus – Der Weg zur Entgiftung der Dahlemer Sammlung für das “Humboldt-Forum” in Berlin ist noch weit (pdf), Neuen Deutschland, 27.03.2014
Andrea Dernbach: Streit um afrikanische Gebeine: Abgeschoben aus dem Charité-Museum (pdf), Der Tagesspiegel, 24.03.2014.
Gwendolin Hilse: Namibische Forderungen nach Reparationen bleiben, Deutsche Welle, 22.03.2014.
Tendai Marima: Bones of Contention: The Politics of Repatriating Namibia’s Human Remains (pdf), Think Africa Press, 19.03.2014
Jaques Pezet : L’Allemagne souhaite rendre le os de son passé coloniale, Le Nouvel Observateur, 19.03.2014
Kien Nghi Ha: Humboldts Erben – Das Humboldt-Forum in Berlin ignoriert koloniale Verstrickungen und betreibt nationale Nabelschau, analyse und kritik, Nr.592, 18.03.2014.
Svenja Bednarczyk: Massengrab im Depot – Bundesregierung will tausende Gebeine aus der Kolonialzeit loswerden. Ihre Rückführung bedeutet viel Arbeit (pdf), TAZ, 18.03.2014
Gemeinsame PM des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland sowie der Bündnisse “No Humboldt 21!” und “Völkermord verjährt nicht!”: Bundesregeierung plant Abschiebung von Gebeinen aus der Kolonialzeit (pdf), 17.03.2014
Anke Schwarzer: Übergabe ohne Publikum: Deutschland hat Namibia erbeutete Schädel aus der Kolonialzeit zurückgegeben – ohne die Opferverbände einzuladen (pdf), Jungle World, 14.03.2014
Michael Scatturo: Germany returns to Namibia the remains of Herero victims of colonial-era massacre, DW Africalink on Air, 05.03.2014
Aufarbeitung der Kolonialzeit: Deutschland soll sich für Völkermord in Namibia entschuldigen (pdf), Rundfunk Berlin Brandenburg, 04.03.2014
Julia Vitalis: Taktierei um Skelette. Ethnologische Sammlung: Weiter Streit über die Rückgabe von Gebeinen aus Afrika (pdf), Neues Deutschland, 04.03.2014
PM des Bündnisses “Völkermord verjährt nicht!”: These bones are not enough! (pdf), 03.03.2014.
EPD: Völkermord: Namibia soll Gebeine erhalten (pdf), Südwestpresse, 03.03.2014.
PM des Bündnisses “Völkermord verjährt nicht!”: Berlin muss Gebeine afrikanischer Menschen zurückgeben, 01.03.2014
Katarina Wagner: Bündnis fordert Umbenennung in Nelson-Mandela-Straße, Quiez, 25.02.2014
Michael Scatturo: Peaceful protests in Berlin calling for the recognition of those killed during Germany’s colonial era in Africa (start 7:30), DW AfricaLink on Air, 24.02.2104
Wladek Flakin: Straße für Madiba, Junge Welt, 24.02.2014
Gesa Steeger: Wegweisende Beleidigung, TAZ, 23.02.2014
Susanne Memarnia: Rassistische Wissenschaft – Der Schreck sitzt in den Knochen, TAZ, 22.02.2014
Controverse autour du futur musée ethnologique, Dernières Nouvelles D’Alsace, 22.02.2014
Mirko Heinemann: Im Kolonialladen: Der Streit um das Humboldt-Forum, ZITTY Berlin, 18.02.2014
Laurent Berthault, Deborah Berlioz: De l’art spolié au futur musée ethnographique de Berlin?, Radio France International, 29.01.2014
Berlin: Kunstwerke aus Kolonialzeit, Arte News, 05.01.2014
Wolfgang Kaschuba: Kolonialismus im Humboldt-Forum?, Berliner Zeitung, 05.01.2014
Interview mit Michael Eissenhauer: Gemälde und Skulpturen gehören zusammen (pdf), Der Tagesspiegel, 05.01.2014
Volker Hassemer: Politik ist ein Männer und Frauen mordendes Geschäft (pdf), TAZ, 04.01.2014
Leadership (Abuja): Nigeria: Centenary – Where Are Nigeria’s 6,500 Artefacts Worth N313 Billion? (pdf), AllAfrica.com, 03.01.2014
Andrea Dernbach: Deutschland und sein koloniales Erbe – Ausfahrt aus der Mohrenstraße (pdf), Der Tagesspiegel, 28.12.2013
EPD: Menschliche Gebeine und koloniale Beutekunst (pdf), Märkische Allgemeine Zeitung, 28.12.2013
Sverre Gutschmidt: Polemik gegen Humboldtforum, Preußische Allgemeine Zeitung, 28.12.2013
Kwame Opoku: Germans Debate Legitimacy of Looted Artefacts in Ethnology Museum Berlin, Museum Security Network, 27.12.2013
Kwame Opoku: Colombian Objections to Lending Artefacts for Exhibition Honoring German Ethnologist: Lesson for Nigerians and other Africans, Museum Security Network, 27.12.2013
Andrea Dernbach: Rassismus im Stadtbild – Sprache ist Macht, Der Tagesspiegel, 21.12.2013
Dirk Jericho: Mandela- statt Mohrenstraße: Initiative ‘No Humboldt 21!’ fordert Umbenennung (pdf), Berliner Woche, 18.12.2013
D. Tamino Böhm: Straßenkampf um Nelson Mandela in Berlin (pdf), Südafrika-Portal, 18.12.2013
Eckhardt Fuhr: Berlins Stadtschloß hat ein Beutekunstproblem (pdf), Die Welt, 17.12.2013.
Tom Bristow: South Africa lukewarm over „Mandela square“, The Local, 17.12.2013.
Dokumentation: Unterwegs zu den Kulturen der Welt. Das Berliner Schloss und seine Zukunft, 3sat, 16.12.2013.
Stephan Wiehler: Berliner Schlossplatz sollte nach Samuel Maherero umbenannt werden, Der Tagesspiegel, 16.12.2013.
Mamapress: Mandela não é um Patrimônio Cultural da Prússia!, 16.12.2013.
Gemeinsame Pressemitteilung des NGO-Bündnisses „No Humboldt 21!“ und der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund)“: Mandela ist kein Preußischer Kulturbesitz! (pdf), 16.12.2013.
Archinaut: Wann kommt der Mandela-Burger?, Der Freitag, 14.12.2013.
CS: Mandela statt Mohren: Initiative will an südafrikanischen Nationalhelden statt am Schloss an der Mohrenstraße erinnern, Der Tagesspiegel, 13.12.2013.
Berlin diskutiert über Straßennamen, Berliner Zeitung, 13.12.2013
Pressemittelung des „Zentralrats der Afrikanische Gemeinde in Deutschland“: Kein Nelson-Mandela-Platz am Berliner Schloss/Humboldt-Forum! (pdf), 13.12.2013.
Gemeinsame Pressemitteilung des NGO-Bündnisses „No Humboldt 21! Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss“ und des „Global Afrikan Congress“: Berliner Mohrenstraße soll in Nelson-Mandela-Straße umbenannt werden“ (pdf), 12.12.2013
Archive & Public Culture, Out-of-the-box actions critique Berlin’s resuciated Humboldt-Forum, South Africa, 12.12.2013.
Sabine Rennefanz: Mandela und das Märchenschloss, Berliner Zeitung, 11.12.2013.
Ralf Schönball: Ein Berliner Platz für den Freiheitskämpfer. Der Platz vor dem Schloss soll nach Nelson Mandela benannt werden, Der Tagesspiegel, 11.12.2013.
Bernhard Schulz: Propagandistischer Pulverdampf. Streit um das Humboldtforum, Der Tagesspiegel, 9.12.2013.
Rüdiger Schaper: Von Dahlem Dorf nach Mitte. Die Raubkunstfrage und das Humboldt Forum, Der Tagesspiegel, 6.12.2013.
Thomas Loy: Berlin und seine koloniale Beutekunst. Kritiker fordern Baustopp am Humboldt-Forum, Der Tagesspiegel, 04.12.2013.
Andrea Dernbach: Ein Showroom für Raubkunst, Berliner Tagesspiegel, 04.12.2013.
Aya Bach: Beutekunst aus Afrika?, Deutsche Welle, 02.12.2013.
Hubertus Vollmer: Das Wort Völkermord bleibt tabu: Bundesregierung auf Distanz zu Schädeln, N-TV, 20.11.2013.
Velten Schäder: Im Schatten der Schädel, Neues Deutschland, 19.11.2013.
Laura Wösch: Ein Koffer voll koloniales Erbe, taz, 18.11.2013.
Christian Odoj: Alles nur geklaut, Neues Deutschland, 29.10.2013.
Isabell Jürgens und Gabriela Walde: Eine Herzensangelegenheit aller Deutschen (pdf), 13.06.2013.
Bernd Kammerer: Kaiserwetter und Trauerzug (pdf), Neues Deutschland, 13.06.2013.
Bernd Kammerer: Schloss nach Spenderlaune, Neues Deutschland, 12.06.2013.
Pressemitteilung: No Humboldt 21! Kampagne fordert Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss (pdf), 06.06.2013.
Nadja Vancauwenberghe: Colonialism on Display, EXBERLINER, 20.09.2012
Bernhard Schulz: Koloniale Erben – Eine Schloßdebatte, Der Tagesspiegel, 12.11.2008.