Straßenumbenennung in Berlins „Afrikanischem Viertel“
Erinnerungspolitische 180-Grad-Wende in Berlins „Afrikanischem Viertel": Maji-Maji-Allee, Anna-Mungunda-Straße und Manga-Bell-Platz sollen fortan tansanischen, namibischen und kamerunischen Widerstand gegen den deutschen Kolonialismus würdigen.nDie im NGO-Bündnis „Decolonize Berlin" engagierten Verbände und Vereine begrüßen die von den drei großen Fraktionen der BVV Berlin Mitte und ihren Gutachter*innen am 1.3.2018 im Rathaus Tiergarten eingebrachten Vorschläge zur Umbenennung der Petersallee, der Lüderitzstraße und des Nachtigalplatzes, welche den direkten historischen Bezug zu Deutschlands ehemaligen Kolonien wahren. Mit der konsequenten Umkehr der Erinnerungsperspektive schließt Berlin an die beispielgebende Umbenennung des Kreuzberger Gröbenufers in May-Ayim-Ufer 2009/10 an.
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"Decolonize Berlin" begrüßt die von den großen Fraktionen veröffentlichten Vorschläge für die Umbenennung der drei Straßen und Plätze im Lern- und Erinnerungsort, welche bis heute die drei Gründer der ehemaligen Kolonien "Deutsch-Ostafrika" (Carl Peters), „Deutsch-Südwestafrika" (Adolph Lüderitz) bzw. Kamerun und Togo (Gustav Nachtigal) ehren.
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Die Umbennung der Petersallee in Maji-Maji-Allee (Vorschlag B90/Die Grünen und Die LINKE) soll an den in Deutschland bisher kaum bekannten, größten Befreiungskampf der deutschen Kolonialzeit – den sogenannten Maji-Maji-Krieg (1905-07) in „Deutsch-Ostafrika" – erinnern und würdigen. Der von mehr als 20 südtansanischen Gemeinschaften gemeinsam geführte Befreiungskrieg (benannt nach dem Kampfruf der Freiheitskämpfer*innen, der sich auf ein vermeintlich schützendes Maji = Wasser bezog) wurde durch das deutsche Kolonialregime erbarmungslos niedergeschlagen. Die von Deutschland angewandte „Strategie der verbrannten Erde" kostete bis zu 300 000 einheimischen Kindern, Frauen und Männern das Leben. Der Vorschlag ist von der tansanischen Community in Berlin eingebracht worden.
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Die Änderung der Lüderitzstraße in Anna-Mungunda-Straße (Vorschlag SPD und Die LINKE) soll fortan an an die wichtige Rolle von Herero-Frauen im Widerstand gegen das deutsche und später gegen das südafrikanische Kolonialregime erinnern. Die Anti-Apartheid-Aktivistin Anna Mungunda (1932-1959) wurde von den Besatzern während einer Demonstrationen gegen die Zwangsumsiedlung der Schwarzen Bevölkerung von Windhoek erschossen. Sie ist eine von nur zwei Frauen, die in Namibia als Nationalheldin geehrt wird. Ihre Ehrung wird vom Genozid-Verband der Herero unterstützt, an denen das Deutsche Reich 1904-08 einen Völkermord beging.
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Mit der Umbenennung des Nachtiglaplatzes in Manga-Bell-Platz (Vorschlag SPD, B90/Die Grünen und Die LINKE) soll der von den Deutschen hingerichtete kamerunische Widerstandsführer Rudolf Manga Bell (1873-1914) geehrt werden. Das anerkannte Oberhaupt der Douala hat nach der Rückkehr von seiner Ausbildung in Deutschland vergeblich versucht, mit Unterstützung des deutschen Rechts und der deutschen Öffentlichkeit der vertragsbrüchigen Enteignung und Verdrängung seiner Gemeinschaft entgegen zu wirken. Seine Nachfahren warten bis heute vergeblich auf eine Rehabilitierung des Opfers der kolonialdeutschen Justiz.
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Der tansanische Aktivist und Stadtführer Mnyaka Sururu Mboro von "Decolonize Berlin" sagt dazu: „Mit dieser Auswahl wird Deutschlands größtes Kolonialviertel nun endlich ein kritischer Lern- und Erinnerungsort zum deutschen Kolonialismus: Dafür haben wir über ein ganzes Jahrzehnt gestritten. Wir fordern die BVV-Fraktionen nun auf, sich möglichst geschlossen hinter diese drei Vorschläge zu stellen und sich für eine symbolische Wiedergutmachung gegenüber Tansania, Namibia und Kamerun zu engagieren. Mit diesen Umbenennungen kann Berlin-Mitte ein Zeichen setzen, das weit über Deutschland hinaus Beachtung finden wird."
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Kontakt Bündnis "Decolonize Berlin": buero(at)berlin-postkolonial.de, 01799 100 976
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Dossier: "Stadt neu lesen (2016): http://eineweltstadt.berlin/publikationen/ber-publikationen-bestellen/dossier-stadt-neu-lesen/