„Urban Africa“ Filmfestival Offenbach, 05.-11. Mai 2014, kuratiert von AfricAvenir

Nach der letztjährigen Pause zeigt das Festival Films from Urban Africa wieder zeitgenössisches Kino aus Afrika – endlich. Wir freuen uns sehr auf die Filme und auf ein wiederum wunderbares Publikum. Die dieses Jahr von Eric Van Grasdorff von AfricAvenir International kuratierten acht Spielfilme vermitteln ein vielschichtiges Bild der Realitäten in dem jeweiligen afrikanischen Land oder der Diaspora. Sie geben einen Einblick in afrikanische und afro-europäische Positionen und Perspektiven, ermöglichen ein Verständnis der komplexen gesellschaftlichen Realitäten vor Ort sowie der historischen und globalen Zusammenhänge. Einen Schwerpunkt setzt die diesjährige Fimreihe mit dem Themenkomplex Flucht, Exil und postkoloniale Identität.
 
Am Abschlusstag wird der Publikumspreis bekanntgegeben – man darf gespannt sein. Und  nun wünschen wir viele interessante Film-Erlebnisse!
 
Programm 2014
Auswahl und Texte: Eric Van Grasdorff
 
Montag, 05. Mai, 20.45 Uhr
Death for Sale
Marokko/ Frankreich/ Belgien, 2011
Regie: Faouzi Bensaidi
117 Min., Arabisch mit englischen Untertiteln

Eine Jugend im Maghreb. Viele Jugendliche haben hier nicht allzu viel zu verlieren, die Gesellschaft bietet ihnen wenig Perspektiven. Für den Marokkaner Faouzi Bensaïdi (‚Mille Mois‘) ist dies der Ausgangspunkt eines ebenso verspielten wie lebensnahen Porträts dreier Freunde aus Tétouan, einer mittelgroßen Stadt im Norden von Marokko. Soufiane, der jüngste unter ihnen, füllt seine Tage mit kleinen Diebereien; Allal, der älteste, will sich im Drogenschmuggel behaupten; und Malik ist in Dounia verliebt, die als Prostituierte in einem Nachtclub arbeitet und Männern die Sinne verwirrt. Die drei Freunde haben einen verrückten Plan. Sie wollen ein Juweliergeschäft ausrauben, um so auf einen grünen Zweig zu kommen und sich eine Zukunft zu sichern. Wie im großen Kino wird ein minutiöser Plan ausgetüftelt. Dies sind genau die  Motive, mit denen der Regisseur  Faouzi Bensaïdi es liebt zu spielen. Der Marokkaner lässt den Energien seiner ungezwungenen jungen DarstellerInnen viel Raum und verschafft seiner Handlung in ‚Death For Sale‘ immer wieder neue, explosive Wendungen. Er verzaubert mit lakonischen und zugleich wuchtigen Kinobildern.

Dienstag, 06. Mai, 20.45 Uhr
Por Aqui Tudo Bem (Alles ist gut)
Angola, 2011
Regie: Pocas Pascoal
94 Min., Portugiesisch mit deutschen Untertiteln

Um dem Bürgerkrieg in Angola zu entkommen, fliehen die 16-jährige Alda und ihre 17-jährige Schwester Maria im Spätsommer 1980 in die portugiesische Hauptstadt Lissabon. Mittellos und sich selbst überlassen, warten die Schwestern verzweifelt auf ihre Mutter, die ihnen nach Europa folgen will. Sie suchen Hilfe bei angolanischen Landsleuten, aber die sind eher mit dem eigenen Überleben beschäftigt. Die Schwestern müssen mühsam lernen, sich alleine in einer fremden Welt zu Recht zu finden. In ihrem viel gelobten Debüt verarbeitet Pascoal ihre persönliche Flucht- und Exilerfahrung und erzählt gleichzeitig die Geschichte einer ganzen Generation von angolanischen Flüchtlingen.

Mittwoch, 07. Mai, 20.45 Uhr
Les Mécréants (Die Ungläubigen)
Marokko/ Schweiz, 2012
Regie: Mohcine Besri
88 Min., Arabisch mit deutschen Untertiteln

Auf Befehl ihres religiösen Anführers kidnappen drei junge Islamisten eine Gruppe von Schauspielern, die gerade mit ihrem neuen Theaterstück auf Tournee gehen. Da die Kontakte der Entführer zu ihrer Organisation abbrechen, müssen sie sieben Tage mit ihren Gefangenen in einem abgelegenen Versteck verbringen. Eine lange Zeit, in der beide Seiten gezwungen sind, sich näher kennen zu lernen… Bester arabischer Film beim Cairo International Film Festival 2012.

Donnerstag, 08. Mai, 20.45 Uhr
Juju Factory
2007, Demokratische Republik Kongo/ Belgien
Regie: Balufu Bakupa-Kanyinda
97 Min, Französisch mit deutschen Untertiteln

Juju Factory erzählt die Geschichte des Schriftstellers Kongo Congo, der in Brüssels „afrikanischem Viertel“ Matongé lebt und von seinem Verleger den Auftrag erhält, ein Buch darüber zu schreiben. Statt, wie gefordert, einen Touristenführer, entwickelt Kongo Congo anhand von Notizen über die Menschen, denen er in Motangé tagtäglich begegnet, eine historische Narration des Viertels, zwischen dem Projekt des Kolonialismus und den Projekten der Migration. Mit einem neuen Tonfall mischt sich Juju Factory in die Auseinandersetzung über das koloniale Erbe ein: In semidokumentarischen Sequenzen und an Daily Soaps angelehnten Szenen erzählt der Film alltägliche Geschichten aus der kongolesischen Diaspora in Brüssel, wobei in der Zeichnung der Figuren immer wieder feine Ironien aufblitzen. Sie sind es, die unvermittelt in die Tiefen einer unheimlichen Geschichte stürzen und das koloniale Trauma an die Oberfläche spülen. Ein intelligenter Kommentar über Exil und Migration, Belgiens Kolonialgeschichte, Rassismus in Europa, die Psyche des Kolonisierten und des Dekolonisierten…
 
Freitag, 09. Mai, 20.45 Uhr
Otelo – Der Preis der Freiheit (Otelo Burning)
Südafrika, 2011
Regie: Sara Blecher
102 Min., Zulu mit Deutschen Untertiteln

In Durban von Sara Blecher (Surfing Soweto) gedreht, erzählt der Film die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen aus den Townships, die den Reiz am Surfen entdecken. Der Film spielt 1989 vor der Kulisse der sich anbahnenden Zusammenbruchs des Apartheidsregimes und der Gewalt in Lamonville zwischen ANC und Inkatha. Als der 16jährige Otelo Buthelezi sich zum ersten Mal ins Wasser begibt, ist schnell klar, dass er für das Surfen geboren ist. Für ihn ist das Gefühl der Freiheit, das er beim "fliegen" über den Wellen empfindet ein Weg dem durch gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen ANC und INkatha geprägten Alltag zu entfliehen. Doch als Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wird, wird Otelo auf einer ganz anderen Ebene mit Fragen nach Freiheit und Gerechtigkeit konfrontiert. Die eindrückliche Coming of Age-Geschichte schildert die bedeutende Ära des Endes der Apartheid aus der Sicht eines Jugendlichen.nSamstag, 10. Mai,  20.30 Uhr
Die Abwesenheit (L’absence)
Guinea/ Frankreich 2009
Regie: Mama Keïta
84 Min, Französisch mit deutschen Untertiteln

Nach 15 Jahren Abwesenheit kehrt der erfolgreiche Wissenschaftler Adama aufgrund eines alarmierenden Telegramms in sein Heimatland Senegal zurück, zu seiner Großmutter und tauben Schwester Aicha. Schon bald stellt sich heraus, dass der schlechte Gesundheitszustand der Großmutter nur ein Vorwand war, um ihn zur lang ersehnten Rückkehr zu bewegen. Doch Adama enttäuscht alle. Sein Leben sieht er weiterhin in Frankreich, wo er gut „integriert“ ist, keinesfalls in Dakar, wo er sich wie ein Fremder fühlt und verhält. Als er erfährt, dass seine Schwester sich prostituiert, reagiert er gewalttätig und mit völligem Unverständnis. Diese Reaktion bringt ein altes Familientrauma ans Licht.

 22.00
Andalusia my love
Morrocco, 2011
Regie: Mohamed Nadif
86 Min., Arabisch und Französisch mit englischen Untertiteln

Said und Amine aus Casablanca träumen von Europa. Von einem Dorf im Norden Marokkos wollen sie mit einem kleinen Boot die spanische Küste erreichen, kentern jedoch. Amine spült das Meer wieder zurück an die Küste der Ausgangsortes, während Said sich an einem spanischen Strand wiederfindet. Andalusien kommt Said befremdlich vor, während Amine in dem marokkanischen Dorf seltsame Veränderungen bemerkt… mehr sei nicht verraten!

Sonntag, 11. Mai, 17.30 Uhr
O Grande Kilapy
Portugal/ Angola/ Brasilien, 2012
R: Zeze Gamboa
100 Min, Portugiesisch mit englischen Untertiteln

Auf Kimbundu bedeutet “Kilapy” Schwindel oder Betrug. Der Film erzählt die historisch belegte Geschichte von Joao Fraga, auch Joãozinho genannt, einem berühmten Casanova, der weiße Frauen verführte und auf raffinierte Weise das koloniale Steuersystem im großen Stile betrog. Als geistreiches und eindrucksvolles Portrait der letzten Dekade der portugiesischen Herrschaft in Angola offenbart dieser Film eine Welt des Reichtums und Glamours vor der Kulisse des Niedergangs des kolonialen Regimes.
 
19.15 Uhr
Bekanntgabe des Publimumspreises

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